Lebenslauf ist nicht gleich Lebenslauf. Der Unterschied kann nicht weniger bedeuten, als Job oder nicht Job. Die groben Kriterien zum Thema Lebenslauf schreiben haben wir schon besprochen. Hier soll es eher darum gehen, sich in den potentiellen Leser, den neuen Chef, den Personaler hineinzuversetzen. Der perfekte Lebenslauf ist der, der die Fragen des Lesers eindeutig beantwortet. Es ist also schonmal schön, wenn der Lebenslauf dem Bewerber selber gefällt, doch viel wichtiger ist es, dass er schnell und übersichtlich für den Leser zu konsumieren ist.
Versetzen wir uns in den Alltag eines Abteilungsleiters hinein. Von allen Seiten prasseln Anfragen und Aufgaben auf ihn. Sein Job ist es, diese weiterzugeben oder selber abzuhandelt. Dann stehen da auch jede Menge Meetings an und zwischendurch, wenn mal ein paar freie Minuten sind, dann kann eine der dutzenden Bewerbungen für die freie Stelle durchgelesen werden. Es ist also klar, was der Leser nicht in Hülle und Fülle hat:
Der Faktor Zeit:
Der potentielle Arbeitgeber oder der zukünftige Chef wird sich im Schnitt 20 – 30 Sekunden Zeit nehmen, um den Lebenslauf zu überfliegen. Im Einzelfall kann das sicherlich nach oben oder unten abweichen.
Der Lebenslauf ist unter Zeitdruck unter Umständen das einzige, was von der Bewerbung wirklich überflogen wird. In diesem Fall muss die volle Aufmerksamkeit schon hier gebunden werden. Das Anschreiben ist in dem Fall sekundär.
Aufmerksamkeit fokussieren!
Im Lebenslauf hat man es also in vielerlei Hinsicht mit knappen Ressourcen zu tun. Auf der einen Seite ist die Zeit des Lesers knapp bemessen. Auf der anderen Seite ist der zur Verfügung stehende Platz beschränkt. Dann gibt es noch die unheilvolle Interaktion zwischen Zeit und Raum – je mehr Platz man braucht, desto länger müsste der Leser sich Zeit nehmen, um alles aufzunehmen.
Wenn man davon ausgeht, dass bei knapper Zeit wirklich nur ein Blick über den Lebenslauf geworfen wird und das Anschreiben selber wahrscheinlich gar nicht gelesen wird, ist schnell klar, dass die wertvolle Aufmerksamkeit des Lesers schon hier gebunden werden muss.
Hier können Erkenntnisse aus der Wahrnehmungspsychologie helfen. So wie ein gutes Tafelbild in der Schule die wichtigsten Punkte hervorhebt, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu lenken, so kann das auch im Lebenslauf umgesetzt werden.
Wie schreibe ich den Lebenslauf so, dass er aufmerksam gelesen wird?
- Bedeutsame Stationen hervorheben
- Einzelne Tätigkeiten / Aufgaben hervorheben
- Informationen strukturieren
- Freiraum lassen
- Visuelle Komponenten nutzen
- Deutlich abgehobene Überschriften
Hier geht es nicht darum, Punkte im Lebenslauf zu gewichten, die man selber für bedeutsam und wichtig für die persönliche Entwicklung hält. Es geht vielmehr darum, die Stellenanzeige zu spiegeln und die 2-3 Punkte zu finden, die darauf am besten passen. Diese können dann fett markiert werden (oder andersweitig hervorgehoben werden). Wichtig ist es, sich hierbei wirklich auf wenige Punkte zu beschränken. Wenn jeder zweite Abschnitt im Lebenslauf hervorgehoben ist, dann wird genau der gegenteilige Effekt erzielt und die Aufmerksamkeit kann nicht gewonnen werden.
Wer nicht die komplette berufliche Station hervorheben möchte, der kann auch einzelne Aufgaben innerhalb des entsprechenden Jobs markieren. In der Stellenanzeige wird zum Beispiel ein Mitarbeiter mit „langjähriger Führungserfahrung gesucht“ – dann würde im Lebenslauf schon eine solche Hervorhebung die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich ziehen: „als xxxx bei der Firma xxx gearbeitet und die Teamleitung über 5 Mitarbeiter inne gehabt.“ Der Leser hat gewisse Erwartungen im Kopf (wir können diese in erster Linie anhand der Stellenanzeige erschließen) und wird durch diese Fettmarkierung in einer der Erwartungen bestätigt.
Eine übersichtliche Struktur erleichtert das Lesen und spart dem Leser somit Zeit. Das betrifft auch das Verhältnis von Informationen, die stichpunktartig gegeben werden und jenen, die als Fließtext dargestellt werden. „Weniger ist mehr“ lautet hier eine wichtige Devise. Anstatt alles aufzuschreiben, was einem in den Sinn kommt und so den zur Verfügung stehenden Platz zu überfrachten, sollte man sich auf die wichtigen und interessanten „Happen“ beschränken.
Ein vollgestopfter Lebenslauf liest sich nur zäh und kann ermüden. Wenn der Leser zu viel Konzentration und Aufwand in die Lektüre stecken muss hat man seine Aufmerksamkeit schnell verloren. Es ist also fundamental wichtig, hier und da Freiräume zu lassen. Ein Leerzeichen mehr kann da das Lesen schon deutlich erleichtern.
Visuelle Komponenten, wie farbige Balken, verschiedenen Hintergrundfarben (hier nicht übertreiben, da viele verschiedene Farben das Lesen erschweren) oder farbige Bulletpoints tragen ihren Teil zur angenehmen Lektüre bei. Die einzelnen Abschnitte (persönliche Daten, schulische Bildung, Berufserfahrung…) können durch farbige Balken klar voneinander getrennt werden. So fällt es dem Leser umso leicht, die für ihn wichtigen Informationen von den weniger wichtigen zu differenzieren.
Die Differenzierung von wichtigen und unwichtigen Informationen wird durch Überschriften, die klar und deutlich zu erkennen sind, noch weiter unterstützt. Jeder Abschnitt sollte mit einer deutlich vom Restinhalt abgehobenen Überschrift gekennzeichnet werden. Je nachdem, auf welche Stelle in welcher Branche und unter welchen Rahmenbedingungen man sich bewirbt, sind unterschiedliche Teile des Lebenslaufs für den Leser von Interesse. Wird ein Professional mit jahrelanger Berufserfahrung gesucht, dann wird der Blick des Lesers auch direkt auf die beruflichen Stationen wandern (Schule usw. spielt dann in der Regel keine wichtige Rolle). Wenn hervorstechende Überschriften es erleichtern, den entsprechenden Abschnitt zu finden, ist dies ein klarer Vorteil.