Gehaltsvorstellung in der Bewerbung angeben
Die Angabe der Gehaltsvorstellung ist in der Bewerbung noch immer einer der schwierigsten Parts. Wie man sie formulieren sollte, haben wir bereits angerissen. Heute geht es noch einmal intensiver um das Thema und um solche Fragen, ob es dazu Faustregeln gibt, und ob man sich mit der Angabe festnagelt, oder sie im Laufe des Bewerbungsprozesses auch noch einmal ändern kann.
Übers Geld spricht man nicht – Schluss damit!
Das Thema Gehaltsvorstellung Bewerbung lässt uns nicht kalt, weil es nach wie vor verunsichert. Ein Grund dafür ist, dass Deutsche noch immer ungern über ihr Gehalt reden. Wenn wir offene Angaben darüber hätten, wie viel eine Person in unserer Position erhält, wäre es leichter aussagekräftige Zahlen zu finden. So müssen wir uns auf Schätzwerte verlassen, die bei vielen Job-Plattformen im Internet sogar hinter bezahlten Barrieren versteckt sind.
Österreich ist uns da etwas heraus. Dort ist es seit 2011 verpflichtend, in Jobausschreibungen eine Angabe zu dem Mindestgehalt zu machen. Das gibt den Bewerbern immerhin eine Untergrenze für das Gehalt, an dem sie ansetzen sollten. Angaben dieser Art sollten vonseiten des Jobgebers nicht nachteilhaft gesehen werden. Tatsächlich fallen sie Bewerbern positiv auf.
Wenn bereits vonseiten des potenziellen Arbeitgebers keine Angaben zu dem Gehalt gemacht werden, fragt man sich mitunter, woran es hängt. Wollen sie dort die Bewerber austricksen, für möglichst weniger Geld als sie vorgesehen hatten, den Job zu erledigen?
- Strategien dieser Art rächen sich mit der Zeit, denn unzufriedene Mitarbeiter geben auch nicht die beste Leistung und damit kommt es zu häufigerem Personalwechsel und Einarbeitungsphasen.
Warum ist das Reden über Gehälter noch immer so tabu? In manchen Verträgen findet sich pauschal die Klausel, dass Gehaltszahlen vertraulich behandelt werden müssen. Rein gesetzlich sind diese Vorgaben nicht legitim. Sanktionen oder Kündigungen verstoßen in diesem Fall gegen das Gesetz.
Den Mitarbeitern selbst schadet es nicht, darüber zu reden. Im Gegenteil. Vor allem Frauen leiden darunter, da diese unnütze Diskretion stark an der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern beteiligt ist.
Dinge wie das Entgelttransparenzgesetz von 2017 verbessern die Lage etwas. Hier müssen uns die Arbeitgeber immerhin verpflichtend Angaben zu dem durchschnittlichen Gehalt der Verdienstgruppe geben. Besser ist es, direkte Kollegen zu fragen. Das ist zwar bei Bewerbungen meist nicht drin, aber die Gewohnheit sollte generell mehr etabliert werden, um Gespräche über das Gehalt zu normalisieren.
Wann gebe ich eine Gehaltsvorstellung an?
Freiwillig gibt kaum jemand eine Gehaltsvorstellung an. Deshalb wird das Thema überwiegend erst dann relevant, wenn die Ausschreibung es auffordert. Das bedeutet aber nicht, dass wir nur dann unser Gehalt angeben können.
In den meisten Fällen ergibt es Sinn, die Angabe über das gewünschte Gehalt nur dann anzugeben, wenn danach gefragt wird.
Anders sieht es aus, wenn wir eine gewisse Gehaltsvorstellung haben, die wir unter keinen Umständen unterbieten möchten. Haben wir ein gutes Selbstbewusstsein und wissen, dass der Betrag vergleichsweise hoch ist, können wir so die Firmen aussortieren, die uns nicht bereit sind, das zu geben, was wir verdient hätten.
Dieses Verfahren lohnt sich aber nur dann, wenn es nicht unbedingt unser Traumjob ist, in den wir erst einmal einen Fuß bekommen möchten, um dann eventuell die Chance zu bekommen, später eine Gehaltserhöhung fordern zu können.
Faustregeln für die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung
Feste Zahlen, die man angeben sollte, können nicht pauschal vorgegeben werden. Wie wir bereits in unserem vorherigen Artikel zu dem Thema beschrieben haben, ist der Betrag stark von
- dem Alter,
- dem Geschlecht,
- der Erfahrung,
- der Position,
- der Unternehmensgröße und
- der Region
abhängig. Deshalb ist die passende Zahl sehr individuell. Ein paar gute Faustregeln gibt es dennoch:
- Immer das Brutto-Jahresgehalt angeben.
- Immer eine konkrete Zahl nennen.
- Bei Gehaltsspannen den niedrigsten Wert nicht zu gering ansetzen.
- Bei einem Jobwechsel 10 bis 15 Prozent auf das letzte Gehalt aufschlagen.
- Die Gehaltsvorstellungen gehören in den Schlusssatz des Anschreibens.
- Krumme Zahlen geben den Anschein, dass die Gehaltsvorstellung auf einer faktenbasierten Rechnung basiert.
Kann ich meine Gehaltsvorstellung im Bewerbungsprozess ändern?
Viele Bewerber haben ein Problem mit der Angabe von Gehaltsvorstellungen, weil sie sich nicht vorschnell festlegen möchten. Tatsächlich ist es ein schlechtes Zeichen, wenn ein Bewerber an einem Moment eine Zahl nennt, und im anderen die nächste.
- Gehaltsverhandlungen sind dann am erfolgreichsten, wenn der Arbeitgeber das Gefühl hat, die Zahl basiert auf einer konkreten Rechnung und wurde sich nicht gerade ausgedacht, weil es gut klingt.
Deshalb sollte man im besten Fall bei dem Rahmen bleiben, den man auch in der Bewerbung angegeben hat.
Es kann aber vorkommen, dass sich neue Informationen ergeben, die die Änderung notwendig machen, dazu gehören:
- Neue Anforderungen, die der Arbeitgeber in dem Bewerbungsgespräch erwähnt.
- Erkenntnis darüber, dass der Aufgabebereich und die Verantwortung umfangreicher sind, als zunächst klar war.
Gibt es neue Informationen zu der angestrebten Stelle, die in der Ausschreibung oder dem Vorstellungsgespräch noch nicht vorgelegen haben, ist eine Nachverhandlung des Gehalts immer legitim. Es soll schließlich ein fairer Gegenwert zu der Arbeitsleistung sein.
Möchten wir die Gehaltsvorstellung im Bewerbungsprozess ändern, sollte man die Fehleinschätzung am besten direkt im Vorstellungsgespräch ansprechen. Dabei sollte man immer angeben, auf welcher Annahme die erste Angabe basiert hat, und weshalb sie sich inzwischen geändert hat. So erweckt man weniger schnell das Gefühl, dass man schlecht vorbereitet war oder gerne unverbindliche Angaben macht.
Fazit – Die wichtigsten Erkenntnisse zur Gehaltsvorstellung
Das Gehalt ist ein fairer Gegenwert zu der Arbeitsleistung, die wir bringen. Deshalb sollten weder Unternehmen noch Bewerber zu niedrige Zahlen ansetzen oder erhoffen. Nur, wer gut entlohnt wird, ist auch bereit, die beste Leistung zu bringen. Offene Gespräche über Gehalt zwischen Kollegen sollten deshalb häufiger geführt werden, damit auch Bewerber transparentere Angaben zu ihren Erwartungen finden können. Sowohl die Ausschreibungen als auch Bewerber sollten nicht scheuen, ihre Erwartungen zu nennen, um Zeit zu sparen und unpassende Kombinationen auszusortieren.
Gehaltsvorstellungen können nicht pauschal empfohlen werden. Es lohnt sich aber bei der Angabe so zu wirken, als hätte man konkrete Gründe eine spezifische Zahl zu nennen. Orientierungen an dem letzten Gehalt und dem Branchendurchschnitt sind gute Anfangspunkte. Wenn der Arbeitgeber das Gefühl hat, die Zahl ist begründet, sieht er eher ein, sie zu zahlen.